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Das Toolset Architektur-Verschlankung beschäftigt sich mit der Aufdeckung von nicht wertschöpfenden Aktivitäten. Das Lean Management bezeichnet diese als „Waste“ (Verschwendung).

Nach dem von uns gewählten 3x3x3-Schema stellen wir in den EAM-Dimensionen die folgenden Fragen:

Artefakte

  • Welchen Nutzen hat der Stakeholder von welchem Ergebnisartefakt?
  • Kann es optimiert oder gar weggelassen werden?

Prozesse

  • Welche Schritte im Architekturprozess sind unnötig?
  • Welche Schritte dauern zu lange?

Organisation

  • Wo sind Verantwortlichkeiten für Architekturaktivitäten unklar?
  • Wo sind Organisationsbrüche?

Waste Elimination – Aufdecken und Eliminieren von Verschwendung in Architekturaktivitäten

Konkret haben wir an dieser Stelle den Ansatz der „Waste Elimination“ adaptiert, den die Poppendiecks [1] für den Softwareentwicklungsprozess vorgedacht haben und der für die Beschäftigung mit Architektur nur noch einen Schritt weitergedacht werden muss. Danach gibt es die folgenden sieben Arten von Verschwendung.

  1. Hohe Materialbestände
    • Hoher Lagerbestand verursacht Kapitalbindung
    • Architektur: Halbfertige Artefakte (Spezifikationen, Modelle, Pläne), Gefahr von veralteten Zwischenergebnissen
  2. Überproduktion
    • Mehr produziert als geplant
    • Architektur: „Over-Architecting“, zu viel Spezifikation und Architekturarbeit
  3. Überbearbeitung
    • Zu aufwendige und/oder überflüssige Arbeitsgänge
    • Architektur:  Zu aufwändige oder überflüssige Prozessschritte
  4. Transporte
    • Transporte von Werkstücken zwischen Produktionsorten
    • Architektur:  Übergaben von Aufgaben zwischen Rollen / Teams
  5. Überflüssige Bewegungen
    • Unnötige Bewegung innerhalb der Fertigungsstätte
    • Architektur: Hin- und Herspringen zwischen verschiedenen Aufgaben
  6. Wartezeiten
    • Wartezeiten des Ausführenden oder Dienstleisters
    • Architektur: Wartezeiten auf Architekturarbeit, „Bottleneck“
  7. Nacharbeit und Ausschuss
    • Fehlerhafte Teile müssen nachgearbeitet oder ersetzt werden
    • Architektur: Fehler, Auslassungen, Missverständnisse; häufig das Produkt mangelnder Kommunikation und Reviews

 Nutzung der EAM Waste Matrix zur Aufdeckung von Verschwendung

In Collaborative EA haben wir die folgende Klassizierung von EAM-Aktivitäten vorgeschlagen:

  • EA-1: Definition der IT-Strategie
  • EA-2: Architektur-Modellierung
  • EA-3: Strategische Entwicklung der IT-Landschaft
  • EA-4: Mitgestaltung des Projekt-Portfolios
  • EA-5: Entwicklung  / Überwachung von IT-Standards
  • EA-6: IT-Risikomanagement
  • EA-7: Ausbau der Architekturorganisation
  • EA-8: Leitung und Begleitung von IT-Projekten

Statt dessen kann im übrigen auch eine andere Klassifizierung verwendet werden, wie beispielsweise die von Keller [2]. An dieser Stelle kann das Werkzeug gut organisationsspezifisch angepasst werden. Bringt man diese Dimension der EAM-Aktivitäten mit der Dimension der oben dargestellten verschiedenen Arten von Waste zusammen, erhält man die EAM-Waste-Matrix:

EAM Waste Matrix_kl

Die Abbildung enthält für eine Zelle beispielhaft mögliche Verschwendungen. Collaborative EA definiert hier für jede Zelle eine Liste von Möglichkeiten.

Für eine konkrete Organisationsanalyse empfiehlt es sich, die Waste-Matrix auf einer Metaplan-Wand abzubilden und die Workshopteilnehmer zu bitten, ihre persönliche Meinung zu Verschwendung dort einzutragen. Auf diese Weise erhält man automatisch eine „Heat Map“ der eigenen EAM-Prozess- und -Aktivitäten-Landschaft.

Im Rahmen des Forschungsvorhabens Lean EAM wird dieses Werkzeug weiter verfeinert und validiert.

Referenzen

  • [1] Poppendieck, M., & Poppendieck, T. D. (2003). Lean software development:  an agile toolkit. Boston: Addison-Wesley.
  • [2] Keller, W. (2007). IT-Unternehmensarchitektur. Von der Geschäftsstrategie zur optimalen IT-Unterstützung. Heidelberg. dpunkt.verlag.

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